Kapitel 13: Eine große Ungerechtigkeit

Psychische Erkrankungen sind eine große Ungerechtigkeit. Es fängt schon in der Familie an, wo es Konflikte und Spannungen gibt oder sogar Vernachlässigung und Gewalt. Es geht weiter in der Schule, wo sie zum Außenseiter werden, denn niemand versteht, daß die Verhaltensauffälligkeiten der Kinder in Wahrheit die Verhaltensauffälligkeiten der Eltern sind. Im Beruf sind sie nicht leistungsfähig, müssen Krankheiten erfinden, um sich krank schreiben zu lassen und irgendwann sind sie dann komplett arbeitsunfähig.

Die Gesellschaft, die Familie und die Arbeitskollegen haben kein Verständnis für ihre Krankheit. Nicht weil diese Menschen „böse“ sind, sondern weil es tatsächlich nicht möglich ist, das Gefühl der Depression nachzuempfinden. Wenn sie dann nach einer Odyssee durch alle Fachdisziplinen der Medizin beim Psychiater landen, müssen sie feststellen, daß dieser gar nicht als „Arzt“ fungiert, der sie medizinisch heilen will, sondern als „Psychologe“, der sie „psychologisch begleiten“ will.

Der Psychiater will sie nicht „therapieren“, sondern er will ihnen beibringen mit ihren Emotionen „umzugehen“. Er will ihnen weismachen, daß es sich bei Depressionen nicht um eine „medizinische Krankheit“ handelt, sondern um eine „psychologische Unfähigkeit mit Emotionen“ umzugehen. Sie leiden also an einer der schwersten endogenen Erkrankungen, die es auf der Welt gibt und der Therapeut erzählt ihnen, daß sie die Krankheit durch ein „psychologisches Fehlverhalten“ selber herbeigeführt haben.

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